Kein Bagger, kein Kran, keine Firma, die eine Lkw-Ladung Findlinge zur jeweiligen Baustelle liefert: Als die Menschen in der Jungsteinzeit auf Sylt sesshaft wurden und für ihre Verstorbenen sogenannte Hünengräber anlegten, konnten sie sich fast nur auf ihre Muskelkraft verlassen. Ganze Dorfgemeinschaften hingen damals gemeinsam in den Seilen, um für die Grabstellen benötigte Steine teilweise über rollende Rundhölzer an die Bestattungsorte zu schleppen. Das erklärt Dr. Martin Segschneider vom Archäologischen Landesamt in Schleswig. Er lobt die Geschicklichkeit, mit der schon vor 5000 Jahren tonnenschwere Granitblöcke zu Grabhügeln aufgetürmt wurden und er freut sich darüber, dass die Söl’ring Foriining dieser Baukunst jetzt einen aus drei Routen bestehenden Lehr- und Wanderpfad gewidmet hat: Die hünen.kulTour. Sie lädt mit 30 Infotafeln und einem die Tour begleitenden, kostenlosen Faltplan zu drei Ausflügen in die Archäologie der Vor-und Frühgeschichte Sylts ein. Die 15 Kilometer lange Nordtour durch Kampen, Wenningstedt und Braderup startet direkt am, so Segschneider, „besterhaltenen Ganggrab Deutschlands“: Am Denghoog (friesisch für Grabhügel in der Norderwiese) neben der Friesenkapelle in Wenningstedt. Ein sechs Meter langer, aber nur einen Meter hoher Gang, eigentlich ist die Bezeichnung Kriechtunnel passender, führt dort in eine 15 Quadratmeter große Grabkammer. In ihr wurden bei der ersten wissenschaftlichen Untersuchung im Jahr 1868 Skelette und Grabbeigaben wie Tongefäße, Werkzeuge und Bernsteinperlen gefunden. Teile davon sind heute bequem im Sylter Heimatmuseum anzusehen und auch für die Besichtigung des Denghoogs muss niemand mehr in die Knie gehen: Eine Leiter führt ins Innere des Grabes.