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Bauernhochzeiten auf Sylt

„Holla!“ – dann floß der Schnaps

Bals hochzeit 1 - Bauernhochzeiten auf Sylt

Die Hochzeiten der Sylter Inselfriesen im 17. Jahrhundert galten als besonders prächtig. Sie fanden im Spätherbst statt, wenn die Männer vom Walfang aus dem Nordmeer wiederkehrten und die Ernte Zuhause eingebracht worden war. Ein besonders beliebtes Datum zum Heiraten war der Donnerstag vor dem ersten Advent.

Einige Tage vor dem großen Ereignis lud man die Hochzeitsgäste ein. Zu diesem Zweck ging die Braut feierlich gekleidet von Haus zu Haus und bat die Gäste zum Fest. Begleitet wurde sie von ihrem Bräutigam und dessen Vormann, eine Art Trauzeuge, beide hoch zu Roß. Dabei ging die Braut beiden voran und klopfte an die Haustüren. Daraufhin kamen die Hausfrauen an die Türen, um die einladenden Worte zu hören. Bräutigam und Vormann blieben derweil auf den Pferden, und erst nach dem traditionellen Ruf „Holla!“ eilte der Hausherr mit einer Flasche Schnaps zu ihnen.

Der Vormann lüftet nun seinen Hut und lud den Hausherren zur Hochzeit ein. Nachdem die Braut in der Stube ihre Einladung aufgesagt hatte, erhielt sie ein Glas Met und einen kleinen Imbiß. Hier bekam sie auch das Brautgeschenk, in der Regel ein Küchengerät oder einen kleinen Geldbetrag. Am Hochzeitsmorgen sollten die Gäste bei der Brautübergabe vor dem Brauthaus anwesend sein. Die eingeladenen Herren kamen auf festlich geschmückten Pferden zum Haus des Bräutigams geritten. Es galt als besonders vornehm möglichst viele Reiter zu versammeln. Daher war es keine Seltenheit, wenn sich bis zu fünfzig Reiter zu einem kräftigen Frühstück bei dem Bräutigam zusammenfanden. Derart gestärkt ritten die Männer dann paarweise in einem festlichen Zug, Bräutigam und Vormann an der Spitze, zum Hause der Braut. Abwechselnd klopften Bräutigam und Vormann an, bis die Tür endlich von einer Magd geöffnet wurde. Diese gewährte den beiden jedoch noch keinen Einlaß, sondern fertigte sie mit rüden Worten ab. Nach erneutem geduldigen Anklopfen öffnete der Brautvater, ließ alle hinein und bewirtete die Gäste. Anschließend nahmen Bräutigam und Vormann draußen die Braut, vom Brautvater geführt, in Empfang. Von einem Geiger begleitet, tanzte der Vormann mit der Braut einen ersten Tanz. Dem Bräutigam blieb nur der zweite.

Bals hochzeit 2 - Bauernhochzeiten auf Sylt

Nach einer halben Stunde bestiegen alle wieder ihre Pferde, nur der Brautheber hatte zuvor noch eine ehrenvolle Aufgabe zu bewältigen. Dieser ledige junge Mann mußte die Braut und ihre Brautjungfern, die Fuarsaamnen, auf den Brautwagen heben – ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen, da die Braut meistens ein voluminöses Festgewand trug. Nun ging es im Galopp zur Kirche. Der Brautheber ritt neben dem Brautwagen, der Bräutigam und der Vormann stürmten dem Brautwagen voraus. Die übrigen Reiter folgten.

Kirchenlieder schmetternd, im gleichen Tempo. Am Wegesrand und an den Häusern flatterten Fahnen, und Freudenschüsse wurden abgefeuert. Während in der Kirche die Trauung vollzogen wurde, zogen die Reiter durch das Dorf, um sich an jeder Haustür einen Schnaps geben zu lassen. Nach Beendigung der Trauung fanden sich alle wieder vor der Kirche ein. Geordnet wie auf dem Hinweg ging es gemeinsam zum Haus des Bräutigams, wo man zunächst vor verschlossener Tür stand.
Im Hause des Bräutigams wurden die Gäste mühevoll in allen Ecken des Hauses zum Festschmaus untergebracht. Ein schlichtes Brett genügte als Tisch. Im Pesel, der Wohnstube, saß die Braut an einer langen Tafel, neben ihr zwei alte, vom Bräutigam aus seiner Verwandtschaft ausgewählten Damen, die Aalerwüssen. Als Festessen reichte man Fleischbrühe, Grütze und getrockneten oder gesalzenen Fisch, meistens Rochen oder Schellfisch. Dazu gab es Senf. Brot, Schinken und Kohl und als Durstlöscher Korn, Met oder selbstgebrautes Bier. Jeder Gast brachte sein eigenes Messer mit. Gabeln kannte man zwar schon, dennoch aßen alle mit den Fingern. Den Fuarsaamnen fiel eine besonders schöne Aufgabe zu. Sie versorgten während des Tanzes, der auf das Mahl folgte, alle Gäste mit einem Mischgetränk aus Sirup. Branntwein und Bier. Dieser „Swetskilk“ wurde mit einem Eßlöffel aus einer Schale an die Gäste verteilt, die sich jedoch nicht selbst bedienen durften. Blieb eine der jungen Damen vor einem Gast stehen, so mußte dieser, ob er wollte oder nicht, drei Löffel von diesem Gebräu konsumieren. Derart abgefüllt, konnten sich leicht die Gemüter ob einer eventuell ungerechten Verteilung erhitzen. Es heißt im Volksmund, die Männer seien daher auch mit dem Streithammer als Argumentationshilfe zu den Feierlichkeiten erschienen. Vorausschauende Ehefrauen brachten gleich für ihre Gatten das Totenhemd mit.

Am Abend des Hochzeitstages war es üblich, die Braut zu rauben; eine gute Gelegenheit für den Bräutigam, seine Liebe zu beweisen, indem er eifrig nach der Braut suchte. Hatte er sie endlich gefunden, verging der Rest der Feier mit Gesang und Tanz bis zum Morgengrauen. Braut und Bräutigam beeilten sich, ins Brautbett zu kommen, und die Fuarsaamnen walteten ihres letzten Amtes: Sie beendeten das Fest, indem sie der Braut die Strümpfe auszogen, und Strumpf schwingend durch den Pesel tanzten.

Diese ritualisierten Sylter Hochzeitsbräuche dauerten der Überlieferung nach bis in das 18. Jahrhundert an.

 

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