Kirchenlieder schmetternd, im gleichen Tempo. Am Wegesrand und an den Häusern flatterten Fahnen, und Freudenschüsse wurden abgefeuert. Während in der Kirche die Trauung vollzogen wurde, zogen die Reiter durch das Dorf, um sich an jeder Haustür einen Schnaps geben zu lassen. Nach Beendigung der Trauung fanden sich alle wieder vor der Kirche ein. Geordnet wie auf dem Hinweg ging es gemeinsam zum Haus des Bräutigams, wo man zunächst vor verschlossener Tür stand.
Im Hause des Bräutigams wurden die Gäste mühevoll in allen Ecken des Hauses zum Festschmaus untergebracht. Ein schlichtes Brett genügte als Tisch. Im Pesel, der Wohnstube, saß die Braut an einer langen Tafel, neben ihr zwei alte, vom Bräutigam aus seiner Verwandtschaft ausgewählten Damen, die Aalerwüssen. Als Festessen reichte man Fleischbrühe, Grütze und getrockneten oder gesalzenen Fisch, meistens Rochen oder Schellfisch. Dazu gab es Senf. Brot, Schinken und Kohl und als Durstlöscher Korn, Met oder selbstgebrautes Bier. Jeder Gast brachte sein eigenes Messer mit. Gabeln kannte man zwar schon, dennoch aßen alle mit den Fingern. Den Fuarsaamnen fiel eine besonders schöne Aufgabe zu. Sie versorgten während des Tanzes, der auf das Mahl folgte, alle Gäste mit einem Mischgetränk aus Sirup. Branntwein und Bier. Dieser „Swetskilk“ wurde mit einem Eßlöffel aus einer Schale an die Gäste verteilt, die sich jedoch nicht selbst bedienen durften. Blieb eine der jungen Damen vor einem Gast stehen, so mußte dieser, ob er wollte oder nicht, drei Löffel von diesem Gebräu konsumieren. Derart abgefüllt, konnten sich leicht die Gemüter ob einer eventuell ungerechten Verteilung erhitzen. Es heißt im Volksmund, die Männer seien daher auch mit dem Streithammer als Argumentationshilfe zu den Feierlichkeiten erschienen. Vorausschauende Ehefrauen brachten gleich für ihre Gatten das Totenhemd mit.
Am Abend des Hochzeitstages war es üblich, die Braut zu rauben; eine gute Gelegenheit für den Bräutigam, seine Liebe zu beweisen, indem er eifrig nach der Braut suchte. Hatte er sie endlich gefunden, verging der Rest der Feier mit Gesang und Tanz bis zum Morgengrauen. Braut und Bräutigam beeilten sich, ins Brautbett zu kommen, und die Fuarsaamnen walteten ihres letzten Amtes: Sie beendeten das Fest, indem sie der Braut die Strümpfe auszogen, und Strumpf schwingend durch den Pesel tanzten.
Diese ritualisierten Sylter Hochzeitsbräuche dauerten der Überlieferung nach bis in das 18. Jahrhundert an.
Söl’ring Foriining e. V.