Sylter Ringreitercorps – der erste Ringreiterverein auf Sylt
1861, genau vor 150 Jahren, taten sich elf Sylter pferdebegeisterte Männer zusammen und gründeten das „Sylter Ringreitercorps“. Es war der erste Ringreiterverein, der auf Sylt ins Leben gerufen wurde, aber nicht nur das, es war auch der erste Verein überhaupt auf unserer Insel.
Entbehrungsreiche, aber schöne Jahre in Kameradschaft und Liebe zum Pferd und Pferdesport prägten in kommenden Zeiten. Ein großer Einschnitt in das Vereinsleben brachte der 1. Weltkrieg, in dem die Reiter ihrem Sport nicht nachgehen konnten. Doch 1920 hieß es dann zur Freude aller wieder: „Aufs Pferd, aufs Pferd!“ Die Inflation konnte dank der Mitglieder überstanden werden. 1911 schon konnte das 50-jährige und dann 1936 das 75-jährige Stiftungsfest gefeiert werden.
Doch dann kam der 2. Weltkrieg, und damit ruhte die Vereins- und Reittätigkeit wieder. Aber allen Schwierigkeiten zum Trotz und zur großen Freude der Mitglieder und der Insulaner wurde ab 1948 wieder um die Preise gestritten und das Vereinsleben wieder aufgenommen.
1961 zum 100-jährigen Geburtstag des Sylter Ringreitercorps, wurde unter großer Teilnahme in würdiger Weise und mit der neuen Fahne im „Landschaftlichen Haus“ in Keitum gefeiert. 1964 änderte das Corps die Statuten dahingehend, daß auch aus inzwischen gegründeten anderen Ringreitervereinen der Insel Mitglieder aufgenommen werden und mitreiten konnten, sofern sie dann keinem dritten Verein angehörten. So machten z.B. Mitglieder des „Keitumer Ringreitervereins“ von diesem Angebot Gebrauch. Seitdem bestehen viele und enge Verbindungen zwischen den beiden Vereinen, doch die Eigenständigkeit jedes Vereins ist garantiert und bleibt bestehen.
Bis 1976 wurde auf dem Platz beim „Landschaftlichen Haus“ in Keitum geritten; dann ab 1977 aus bautechnischen Gründen auf einem Platz, den das Kinderheim Mühlheim/Keitum dankenswerterweise zur Verfügung stellte und 1979 dann auf einem Platz des Kameraden Peter-M. Wedell. Aus der Gemütlichkeit des „Landschaftlichen Hauses“ mußte notgedrungen in ein Zelt übergewechselt werden, was anfänglich als ganz lustig erschien, sich dann aber doch als Provisorium erwies. Welche Widrigkeiten in dieser Lage entstehen konnten, zeigt eine Aufzeichnung einiger Kameraden aus dem Jahre 1978. Trotz der humorvollen Art, in der sie geschrieben wurde, zeigt sie doch die großen Schwierigkeiten, mit denen zu kämpfen war und die bestanden werden sollten. Von 1981-1985 stellte der Kamerad A. Knutzen den Ringreitern seinen Platz hinter seinem Haus in Keitum zur Verfügung.
Das Sylter Ringreitercorps ist allen sehr dankbar für das selbstlose Entgegenkommen und die großzügige Hilfe, war aber doch sehr erfreut darüber, daß die „heimatlose“ Zeit jetzt ein Ende hatte, denn das 125-jährige Bestehen konnte im neuerbauten Friesensaal in Keitum und auf dem dazugehörigen, von Frau Dora (Dosche) Johannsen zur Verfügung gestellten Platz, gefeiert werden.
Ab 1994 durfte auf diesem Platz nicht mehr geritten werden. Aus dieser Not heraus beschloß der 1. Vorsitzende P.M.Wedell zusammen mit dem Vorstand, auf dem Platz vor der „Keitumer Tenne“ zu reiten. Diese Gaststätte war gepachtet von unserem Kameraden P.M. Wedell. Das Grundstück bestand aus einem Parkplatz und einer Gartenterasse, die P.M.Wedell kurzerhand zu einem provisorischen Reitplatz herrichten ließ. Dieser Platz erwies sich als viel zu klein und wurde nur einmalig von uns zum Ringreiten genutzt. Seit 1995 findet unser Ringreiten auf dem gemeindeeigenen Platz, westlich des Dorfes, statt.
Während dieser 150 Jahre haben sich viele Kameraden um das Corps verdient gemacht.
Die Tradition ist nicht nur übernommen worden, sie wird auch erhalten und an die jüngeren Kameraden weitergegeben, damit auch diese sie pflegen und wieder weitergeben können. Zu dieser Tradition gehören vor allem Kameradschaft und nicht zuletzt die Verbundenheit mit dem besten Freund des Reiters, dem Pferd. Denn ohne Pferd geht hier nichts. Darum ist es auch erfreulich, dass der Mensch dem Pferd in unserem technischen Zeitalter wieder seinem angestammten Platz eingeräumt hat. In der langen Geschichte des Sylter Ringreitercorps war das Pferd seinem Reiter immer ein guter Kamerad.
Allen Kameraden des Sylter Ringreitercorps von heute und aus der Vergangenheit gilt der Dank für ihre jahrelange Treue und der Fortführung der Tradition.
Unser aller Dank gilt aber auch dem Westerländer Musikverein, der über 50 Jahre unsere Umzüge über die Insel und unsere Veranstaltungen auf dem Platz – sehr zu unserer Freude und Freude des Publikums – musikalisch begleitet hat. Weiterhin danken wir allen Freunden und Förderern des Corps. Stellvertretend für alle sei hier der ehemalige Kurdirektor von Sylt-Ost, Herr Peter Schnittgard, genannt, der es seit 1975 versteht, durch sachliche und humorvolle Erläuterungen dem Publikum das Geschehen und den Ablauf des Ringreitens auf dem Festplatz nahezubringen.
Möge das Sylter Ringreitercorps von 1861 noch viele, viele Jahre bestehen. Die vergangenen 150 Jahre kameradschaftlicher Treue der Mitglieder zu ihrem Corps in schweren sowie in guten Tagen, Freude am Reiten und Liebe zum Pferd sollen bestehen bleiben und uns und unseren Nachkommen ein nachahmenswertes Vorbild sein.
Wohlauf Kameraden, aufs Pferd!